Geschichte

Das ehemalige Kloster Sankt Johann im Thurtal ist heute erstmals der breiten Öffentlichkeit zugänglich. Seit der Gründung lebten während fast fünfhundert Jahren Benediktiner hinter den für das Volk verschlossenen Pforten. 

Nach vielen Unruhen und Krisen wurde 1629 der Klosterkonvent nach Sidwald (heute Neu St. Johann) verlegt. Fortan nahmen sich zwei Geistliche den seelsorgerischen Aufgaben in der Gemeinde an. Seit 1808 diente das Gebäude als Pfarramt, doch blieb es der Öffentlichkeit weiterhin verborgen.

Die bisherige Annahme, die Klosteranlage sei bei einem verheerenden Grossbrand 1568 vollständig zerstört worden, wurde ernsthaft in Frage gestellt, als 2006 eine umfassende Renovation einige beeindruckende Zeugnisse desSpätmittelalters ans Tageslicht brachte:

Die Geschichtsschreibung hatte neu begonnen…

In der ehemaligen Prälatur wurde eine spätgotische Bohlenbalkendecke
aus dem Jahr 1490 freigelegt.

Das neue Buch „Kloster St. Johann im Thurtal“ von Prof. Dr. Johannes Huber vermittelt einen lebendigen Eindruck des einstigen Klosterlebens. Es geht den erhaltenen Spuren der Benediktinerabtei sowie den neu gewonnenen Erkenntnissen nach.
Geschichtliche Ereignisse rund um das Kloster und die Talbesiedelung, Äbteporträts, Rekonstruktionsansichten sowie die Abbildungen und Beschreibungen der erhaltenen Gegenstände aus der Klosterzeit machen die Lektüre zu einem packenden Erlebnis.

Das rund 180 Seiten starke Werk ist farbig illustriert und zum Verkaufspreis von CHF 28.00 erhältlich.

Das Buch kann unter folgender Adresse bestellt werden:
Katholisches Pfarramt, Kirchplatz, 9656 Alt St. Johann
Tel 071 999 11 77 / Fax 071 997 01 21
sekretariatasj@seotog.ch Bestellflyer

Zeittafel

um 1140Sankt Johann im Thurtal wird zwischen 1125 und 1150 als letztes Benediktiner-Kloster auf Schweizer Boden gegründet. Nach einer Überlieferung lassen sich die beiden Waldbrüder Milo & Thüring im obersten Thurtal nieder. Das Kloster Trub entsandt Mönche ins Obertoggenburg mit dem Auftrag, dort einen Konventsbetrieb einzurichten.

1152Papst Eugen III. nimmt das Kloster in seinen Schutz, verleiht ihm freie Abt- und Vogtwahl und bestätigt seinen Besitz.
1178Papst Alexander III. bestätigt erneut den erweiterten Besitz mit Zentrum im heutigen Alt St. Johann.
Mögliches Aussehen der Abtei um 1230
Rekonstruktionszeichnung von Christian Bisig, 2007

Zeittafel

1231Kaiser Friedrich II. beurkundet in einer Goldenen Bulle die von ihm bei der Übertragung der Klostervogtei von Sankt Johann übernommenen Verpflichtungen.
14./15. Jh.Stetige Zunahme der klösterlichen Grundherrschaft.
1468Freiherr Petermann von Raron verkauft das Toggenburg an Abt Ulrich Rösch von St. Gallen. Somit geht die Schirmherrschaft von St. Johann an die Fürstabtei Sankt Gallen über.
1526-1528Reformationswirren und Bildersturm. Abt Johannes Steiger stellt das Kloster unter den Schutz von Schwyz und Glarus und flieht selbst nach Klaus im Vorarlberg.
1533Rückkehr des Abtes nach Sankt Johann.
1555Das Kloster wird der Fürstabtei Sankt 
Gallen inkorporiert und verliert damit  
seine Selbständigkeit.
1568Erster Klosterbrand am 12. September.
1626Zweiter Klosterbrand am 8. Februar.

Klosteranlage vor dem zweiten Brand 1626 
Federzeichnung Pater Heinrich Murer vor/um 1630


Zeittafel

1626-1629Unter der Leitung von Pater Jodokus Metzler wird in Sidwald das Kloster Sankt Johann neu erbaut. Mit dem Bezug des Klosters Neu Sankt Johann erlischt das benediktinische Leben im obersten Toggenburg fast ganz. Es bleibt ein stift-sanktgallischer Pater als Gemeindeseelsorger zurück, dem ein zweiter Mönch als Kaplan zur Seite steht. Der führende Geistliche in Alt St. Johann erhielt fortan den Titel Propst. Daraus leitete sich die heutige Bezeichnung „Propstei“ für den ehemaligen klösterlichen Bezirk in Alt Sankt Johann ab.
Nach dem Wiederaufbau im Anschluss an den Brand von 1626
Aquarellierte Zeichnung Hans Wilpert Zoller, 1708

Zeittafel

1678Der Kirchturm erhält eine barocke Haube.
1767Renovation der Kirche und Erneuerung der Ausstattung im Rokoko-Stil.
1803Gründung des Kantons St. Gallen.
1805Aufhebung des Klosters St. Gallen durch den Grossen Rat.
1808Tod des letzten Mönchs als Pfarrer von 
Alt St. Johann. Seit 1808 verwalten weltliche Priester für die katholische Kirchgemeinde Alt St. Johann die ehemalige Klosteranlage, Land und Wald.
1861Bau der evangelischen Kirche nach Plänen von Johann Christoph Kunkler.
1869/70Die Kirche wird von Architekt Carl Reichlin im Stil des Historismus umgebaut. Gleichzeitig Erhöhung des Turmes.
1935Renovation der St. Johannes-Kapelle durch Adolf Gaudy.
1939/40Purifizierende Renovation der Kirche unter Architekt Wilhelm Schaefer.
1994Gesamtrenovation der St. Johannes-Kapelle mit gleichzeitiger Aussenrenovation der Propstei durch das Architekturbüro
achitekten : rlc, Rheineck.
1998/99     Umfassende Renovation der Kirche durch achitekten : rlc.
2005/06Innenrenovation der Propstei durch 
achitekten : rlc
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